Freitag, 26. April 2024

Route 66 – die Straße der Sehnsucht lebt weiter

Route 66 – die Straße der Sehnsucht lebt weiter

Sie gilt als  die „Straße der Sehnsucht“, die „Mother Road“, die „Straße der Nostalgiker“, als die „Main Street of Amerika“!  Der US Highway 66,  besser bekannt als Route 66: legendär, die Verkörperung von Mobilität und Freiheit und Mitte des vergangenen Jahrhunderts für Hunderttausende der Weg in den „Goldenen Westen“ Amerikas. Mehr denn je lebt der Geist dieser legendären Ost-West-Achse auch heute noch fort. Chicago – Milwaukee – St. Louis – Amarillo – Santa Fe – Gullup – Flagstaff – Grand Canyon – Las Vegas – Barstow – Los Angeles – Get your Kicks on Route Sixty Six!

 

Auf den gut 4000 Kilometern von ihrem Anfang mitten in der Innenstadt von Chicago an der Michigan Ecke Adams Avenue bis Santa Monica/Los Angeles an der Pazifikküste sind die USA noch das “gute alte Amerika”. Hunderttausende Biker und Autofahrer – in dieser Reihenfolge –  machen sich Jahr für Jahr auf die Suche nach dem Mythos dieser legendären Asphaltpiste, die seit Ende der 20er Jahre, genauer gesagt seit 1926, auf einer Länge von 2.448 Meilen (3939,67 Kilometer) acht amerikanische Bundesstaaten und drei Zeitzonen durchquert.

 

Illinois, Missouri, Kansas, Oklahoma, Texas, New Mexiko, Arizona und Kalifornien heißen diese acht Bundesstaaten. Jeder hat seinen eigenen „Route 66“-Verein, der alte Wahrzeichen wieder aufgemöbelt hat und Tipps für Attraktionen am Wegesrand liefert. In Kansas ist die Route 66 zwar nur wenige Meilen lang ist, dafür aber besonders eindrucksvoll. Auch deshalb weil die Einwohner sehr stolz auf ihr kleines Stück der historischen Strasse sind und sie dementsprechend liebevoll pflegen.

 

Wer in Seligman Stopp macht, sollte, nein muss „ Angel “,den Gründer der Route 66 Association besuchen. In seinem Barber-Shop, wo die erste Stunde der Historical Route 66 schlug, zeigt er stolz und unaufgefordert die Visitenkarten einer Vielzahl deutscher Medienvertreter, die seit der Wiederbelebung der alten Straße gekommen sind, um Interviews und Reportagen mit ihm zu machen. Meine hat er natürlich auch gerne seiner Sammlung beigefügt.

 

Bis Anfang der 60er-Jahre war die “66” die wichtigste Ost-West-Verbindung durch die USA. 1984 ersetzte der Highway 40 in der Nähe von Williams in Arizona das letzte Stück der Historic Route 66. Staub und Kojoten zogen in die Häuser ehemals florierender Kleinstädte.

Die alte Wegführung geriet dabei fast in Vergessenheit. Aber nur fast! Weil Liebhaber den mystischen Wert der alten Route erkannten, die alten Schilder aufmöbelten, längst verlassene Stationen am Wegesrand restaurierten, Vereine gründeten, Reiseführer schrieben und den Mythos seitdem pflegen. Heutzutage gilt die Route 66  wieder als Symbol für Freiheit, Ungebundenheit und die „gute alte Zeit“.

 

Doch nicht nur in jedem der acht Bundesstaaten, den die Route 66 durchquert, auch weltweit haben sich Organisationen gebildet, mit dem Ziel, die alte Strecke zu erhalten. Eine Vielzahl von Büchern, Internetseiten, Reiseberichten usw. widmet sich der Route 66 und strickt eifrig weiter und weiter an deren Legende.

 

Heutzutage sind immer noch über 80% der ursprünglichen Straßenführung befahrbar, auch wenn einige Teilstücke in Sackgassen oder „Private Properties“ enden.

 

Die Route 66  mit einer Corvette oder einem Cadillac älterer Baureihe zu befahren ist ein originelles Abenteuer, sie mit dem Motorrad, speziell natürlich mit dem amerikanischsten aller Motorräder, der Harley Davidson, zu bewältigen, ist eine besondere Herausforderung, ein unvergessliches Erlebnis.

 

Als begeisterter Harley-Fahrer muss ich allerdings an dieser Stelle gestehen, dass ich bisher „nur“ die Cadillac-Variante,  aber dafür die nostalgische mit dem Automatik-Hebel am Lenkrad, gewählt habe, um die seit dem Road-Movie Easy Rider als das Mekka aller Biker geltende Piste zu bewältigen!  Ich weiß also, was ich in naher Zukunft noch zu erledigen habe…

 

Doch auch auf vier Rädern, teilweise open-air, begleitet ein Gefühl von Freiheit die Aura, die das Asphaltband der Route 66 umgibt. Ob auf zwei oder vier Rädern: wer die “Main Street of America” heute bereist, findet tatsächlich das, was er dort erwartet, wird zurückkatapultiert in vergangene Zeiten: Motels mit riesigen Neonschildern, Tank- und Raststätten, Fast-Food und dicke Steaks, aber auch endlose, einsame Landstraßen, Art Deco – Diner, Museen und  immer wieder Nostalgie pur. Und darunter darf jeder verstehen und fühlen, was er will.

 

Die letzten 600 Kilometer zum Pazifik gelten als besonders attraktiv: von Flagstaff in Arizona bis Los Angeles: Gran Canyon, Sedona, die Künstlerstadt , Las Vegas und die Mojave-Wüste. In Santa Monica bei Los Angeles endet die Route 66 am, manche behaupten gar poetisch im Pazifik. Man möchte weiterfahren auf der Route 66 – aber sie ist zu Ende!  Hier überkommt den Nostalgiker das Gefühl, ziemlich viel von dem gesehen zu haben, was er schon immer mal mit eigenen Augen sehen wollte:  das Amerika, wie es einmal war! Auf der Route 66 ist – wer fest daran glaubt – die gute alte Zeit ein bisschen stehen geblieben.  Die Straße der Sehnsucht lebt weiter! Es macht einfach Lust, diese Strecke zu bereisen und in den „Asphaltwunden“ zu wühlen.  Und ganz klar: die Route 66 ist mehr als bröckelnder Asphalt, rostende Fahrzeuge und verlassene Orte und Gebäude. Die Straße ist einfach Kult, Gegenstand zahlreicher Songs, ein großartiges Stück amerikanischer Geschichte, ein Geist, der auch noch oder gerade in heutiger Zeit eine faszinierende und vor allen Dingen anziehende Ausstrahlung auf viele Menschen ausübt.  Ein Lebenstraum!

Gerd Huppertz

 

Buchtipp:

 

Route 66 und die Harley-Davidson : Zwei Legenden, die den amerikanischen Traum perfekt verkörpern: die legendäre Route 66 und der Motorrad-Mythos Harley Davidson. Mehr als 4.000 Kilometer haben die Autoren Albert Saladini und Pascal Szymezak mit ihren Harleys auf der „Mother Road“ zurückgelegt und vergangene Zeiten wiederentdeckt – eine einzigartige, unvergessliche Erfahrung. Acht Bundesstaaten haben die Autoren auf dem Weg von Chicago nach Los Angeles durchquert und ihre vielfältigen Eindrücke auf mehr als 140 Seiten mit 250 Originalaufnahmen festgehalten. „Route 66 und die Harley Davidson“ ist im Heel Verlag erschienen, leider im Buchhandel vergriffen, über ebay allerdings noch erhältlich. Wenn auch zu einem stark überhöhten Preis. Dennoch lohnend.

 

Streckenverlauf:

 

Ausgehend von Chicago nimmt die Route 66 ihren Weg diagonal in grob südwestlicher Richtung. Zwar folgen die meisten Straßen im flachen Mittelwesten der USA schachbrettartig den Haupthimmelsrichtungen – aber die Route 66 gehörte mit ihrer Diagonalität zu den vielen Ausnahmen, in denen Straßen parallel zu den bestehenden Eisenbahnverbindungen gebaut wurden. Sie verläuft durch die Bundesstaaten Illinois und Missouri zunächst nach Oklahoma, wobei sie in der Nähe von Joplin auch ein kleines Stück von Kansas streift.

Ab Oklahoma City führt die Route 66 weiter in westliche Richtung über Amarillo in Texas, Albuquerque und Gallup in New Mexico nach Arizona.

In Arizona existiert – zwischen Seligman, Kingman, Oatman und dem Colorado-Ufer bei Topock – weiterhin ein malerisches Teilstück als „Historic Route 66“, das weitab vom Highway liegt und teilweise über steile Bergstraßen führt.

Der weitere Verlauf der Route 66 führt von Needles durch die Mojave-Wüste – vorbei u. a. am legendären Bagdad Café – nach Barstow und von dort in südwestlicher Richtung nach San Bernadino, einer Stadt im Einzugsgebiet von Los Angeles. Die Route endet schließlich in Los Angeles an den Piers von Santa Monica.

 

Entfernungen: Meilen / km – Staat

1.301 / 484 – Illinois

2. 317 / 510 – Missouri

3. 13 / 21 – Kansas

4. 432 / 695 – Oklahoma

5. 186 / 299 – Texas

6. 487 / 784 – New Mexico

7. 401 / 645 – Arizona

8. 314 / 505 – Kalifornien

Total: 2448 Meilen / 3939 km

 

Tipps für die Route 66:

 

Ausweis/ Papiere: Jeder Reisepass muss mindestens noch ein halbes Jahr Gültigkeit haben. Ein internationaler Führerschein ist nicht notwendig.l

Versicherung: Der Versicherungsschutz von Europa zählt in USA weder für Fahrzeug noch für Motorrad. Ein Versicherungsschutz ist rein gesetzlich nicht erforderlich, aber dringend empfohlen. In Amerika fahren bis zu 30 % der Fahrzeuge ohne Versicherungsschutz. Im Fall eines nicht selbst verschuldeten Unfalls kann das böse Folgen haben.

Diebstahl: Eine richtig dicke Kette mit einem guten Schloss ist der sicherste Schutz für das Bike. Am besten irgendwo anketten und das Bike so abstellen, dass es nicht so einfach möglich ist, mit einem Pickup vorzufahren und die ganze Maschine aufzuladen.

Verkehr: In Amerika geht es auf den Straßen ausgesprochen friedlich und ohne Hektik zu. Überholt wird auf mehrspurigen Straßen rechts und links. Wenn das stört, kann ganz rechts fahren, hat aber das Problem, dass diese Spur meist in eine Ausfahrt übergeht und so ständig gewechselt werden muss. An normalen Kreuzungen hat der zuerst Vorfahrt, der zuerst da ist. An Ampeln kann trotz rot,rechts abgebogen werden, wenn der Verkehr dies zulässt.

Hotels / Motels: Die Motels an der Route 66 sind empfehlenswert. Sie sind meistens günstig und sauber. Weiterer Vorteil dieser Art von Motels: das Fahrzeug/Bike kann direkt vor dem Zimmer geparkt werden. In Großstädten und an der Kalifornischen Küste ist eine Hotel-Reservierung im Sommer und an den Wochenenden ratsam. Ansonsten bis spätestens 17 Uhr die Übernachtungsstätte anfahren.

Restaurants: Fast Food Ketten begleiten auf Schritt und Tritt. Verhungern wird keiner. Etwas teurer, aber viel origineller und besser sind die Route 66 Cafes

 

 

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